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Fergie und Harry in Lebensgefahr

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 Da befanden sich die drei noch im grünen Bereich, auch gesundheitstechnisch …

Am Samstag noch hatten Fergie, Harry und William die Agi-Wiese umgepflügt, mich über den Haufen gerannt und mit der Übermacht „Drei gegen Eine“ niedergerungen, ausgeraubt (die Kekstasche!), besabbert, beknabbert und beschlabbert. Achtundvierzig Stunden später waren zwei von ihnen Notfälle für das Zürcher Tierspital.

Mit Fergie fing es an: das kleine Mädchen war mit einem Mal völlig apathisch, mochte sich nicht mehr bewegen, und wenn sie es dennoch versuchte, hatte sie ganz offensichtlich starke Schmerzen. Eine Fiebermessung ergab: 41,3. Zwar haben Hunde eine leicht höhere Körpertemperatur als der Mensch, aber ab 41 Grad wird es auch für den Vierbeiner lebensbedrohlich. Fergie wurde also sofort ins Tierspital verfrachtet. Und während die Ursachenforschung in Zürich noch auf Hochtouren lief, zeigte jetzt Harry im heimischen Winkel genau die selben Symptome: Apathie, Bewegungsunlust, Schmerzlaute und eine akut erhöhte Körpertemperatur. Transport Nummer zwei ins Tierspital. Zurück blieb ein zwar symptomfreier, aber plötzlich sehr einsamer und äusserst verwirrter William.

Nachdem alles, was aufgrund der Symptomatik in Frage kam, durchgecheckt war, u.a. Borreliose und Polyarthritis, lautete die Diagnose auf „Hypertrophe Osteodystrophie, Verdacht Staupe-Impfung induziert“. Das selbe liest sich auf einigermassen gut deutsch ungefähr so: Entzündung im Bereich der Wachstumsfuge – das ist der Bereich zwischen End- und Mittelstück eines Röhrenknochens, in dem der „Besitzer“ des Knochens in die Länge wächst (ist die Fuge geschlossen, dann wars das mit dem Wachstum für dieses Leben). Bei der Hypertr…, also der HOD handelt es sich um eine Erkrankung, die schnell wachsende grosse und sehr grosse Hunde betrifft und in der Regel von selbst ausheilt. Fergie und Harry sind hierfür ein hervorragendes Zielpublikum, weil bei ihnen ausschliesslich „gross-artige“ Rassen mitgemischt haben. Als Auslöser für die HOD steht die kürzliche Staupe-Impfung des Trios im Verdacht, d.h. quasi als Nebenwirkung und Überreaktion auf die Impfung hat sich die HOD eingestellt. Dass Hunde, vor allem im Welpenalter, nach einer Impfung erkranken, ist ein Phänomen, das übrigens gar nicht so selten ist. Nur verlaufen die Reaktionen in der Regel milder.

Im Vergleich zur Diagnose lässt sich die Therapie etwas knapper zusammenfassen: Medikamente gegen die Schmerzen und Entzündung, Ruhigstellung bis die Symptome verschwunden sind sowie die Unterbringung in Quarantäne, da nicht klar ist, ob die beiden noch Staupe ausscheiden. Und damit waren Fergie und Harry aus dem Spital entlassen. Über die Rückkehr der beiden Patienten freute sich am allermeisten natürlich William, nichts gegen die netten Menschen drumherum, aber so plötzlich und unerklärlich ohne sein Originalrudel dazustehen, das ist schon heftig für so einen kleinen Kerl. Allerdings hiess es für ihn dann auch „Mitgehangen – Mitgefangen“, qua Sippenhaftung fiel William – obwohl gesund – unter die Quarantänebedingungen.

Und alle Menschen, die mit Fergie, Harry und William zu tun haben natürlich auch. Das heisst vor allem: desinfizieren, desinfizieren und noch mal desinfizieren.

 

Das ist er, Krankheitserregers Alptraum: Sanosil für alles Unbelebte und das sanftere Sterilium für die menschlichen Haut, beide machen keine Gefangenen, sondern jedem Keim ohne Vorgeplänkel den Garaus. Und das ist gut so. 

Denn Staupe ist hochansteckend, und verbreitet sich in Windeseile, wenn Tiere auf so engem Raum zusammenleben wie in einem Tierheim. Also wurden die drei in die hinterste Box verfrachtet, den Quarantänebereich der Hundeabteilung. Hier sind in der Regel die sogenannten Flughafenhunde untergebracht, das sind Vierbeiner aller Herren Länder, die ohne den erforderlichen Impfnachweis am Zürcher Flughafen angekommen sind und für die Zeit der medizinischen Abklärungen vom Rest der Hundewelt getrennt bleiben müssen. Zum Glück war die Box grad frei.

Die „Seuchenschleuse“ im Zugang zur Box, ein in Desinfektionsmittel ertränktes Handtuch sorgt für porentief erregerfreie Sohlen.

Quarantäne outdoor: Für den Auslauf steht dem Trio exklusiv das Kiesgehege zur Verfügung, zu dem sie jederzeit von ihrer Box aus Zugang haben. Verboten waren am Wochenende noch Schnauze-zu-Schnauze-Kontakte mit anderen Hunden. Sowie spontane Knuddelbesuche menschlicherseits. Sich die zu verkneifen, war schon höllisch schwierig, zumal alle schon wieder wuselig unterwegs und recht fit waren. Und Welpen hinterm Zaun zu ignorieren, das ist nachgeradezu widernatürlich. Also nahm man das Unvermeidliche auf sich: denn …

… Zutritt zum Quarantäne-Gehege erhielt nur, wer bereit war, ein einschneidendes ästhetisches Opfer zu bringen. Und wortwörtlich etwas auf sich zu nehmen, das am Personal der einschlägigen Ärzteserien immer ultraschick und ernstzunehmend aussieht, in der ernüchternden Wirklichkeit aber daherkommt wie ein in Rente geschickter Duschvorhang. Oder die Verkleidung für einen „Dr. House-Themengeburtstag“ bei Karl-Heinz: ein OP-Kittel. Hier dankenswerterweise und erstaunlich souverän vorgeführt von  Conny (Snoopfrauchen und ebenfalls freiwillige Helferin).

Die Spital-Kutte muss angelegt werden, wenn man sich länger in Gesellschaft der drei aufhält und mit einer Totalbelagerung rechnen muss. Also immer. Wieder zurück in freier Wildbahn, müssen Mensch und Klamotten als erstes ausgiebig und von Kopf bis Fuss …. richtig: desinfiziert werden. So eine Quarantäne ist also nicht nur logistisch anspruchsvoll, sondern belastet vor allem auch das eh schon knappe Zeitbudget des Pflegeteams. Aber was sein muss, muss nun mal sein. Allerdings ist das Ende dieser ganzen Massnahmen absehbar. Bis Mitte dieser Woche sollten wir wissen, ob Fergie und William „clean“ sind.

 Munter und ganz die alten waren sie jedenfalls schon am Wochenende.

 Von Bewegungsunlust ….

 nicht die Bohne einer Spur!

Der Beitrag Fergie und Harry in Lebensgefahr erschien zuerst auf Tierisch.


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